Zum Selbstverständnis evangelischer Gemeinden gehört bis heute, sich für Menschen einzusetzen, die Unterstützung und Nähe brauchen können.

Zum Selbstverständnis evangelischer Gemeinden gehört bis heute, sich für Menschen einzusetzen, die Unterstützung und Nähe brauchen können.

Bild: Diakonie Bayern

Diakonie

Die Gemeindediakonie

Jesus heilte Kranke, berührte sie, gab ihnen Nähe und Zuwendung – selbst dann, wenn die Gesellschaft sie unter Verschluss hielt, indem sie sie als Aussätzige vor die Stadt verbannte.

„Ich lebe allein – und da ist es schön, mal so bekocht zu werden“, freute sich eine Seniorin aus Kempten. Geschmeckt hat es auch einem Mittfünfziger; er holte noch ein paar Spätzle für die „gute Soße“ nach. Ein Angebot der besonderen Art: Einmal im Monat gibt es Freitagabend im evangelischen Gemeindezentrum St. Mang in der Illerstadt ein „Tischlein-deck-dich“. Mehr als 80 Personen kamen zur Auftaktveranstaltung im März 2014. „Die Gemeinschaft fördern“ ist ein Aspekt, den Pfarrer Martin Weinreich aus Kempten St. Mang bei diesem Projekt besonders herausstellte. Indra Baier-Müller, Geschäftsführerin der Diakonie Kempten Allgäu, betonte: „Es geht um mehr Miteinander: Inklusion und gegen Ausgrenzung.“

Gegen Ausgrenzung auch deshalb, weil zu den Gästen auch die Kunden der Tafel in Sankt Mang gehören. Sie bekommen die Bons für die Essen kostenlos im Tafelladen in der Magnusstraße. Alle übrigen melden sich vorab für das nächste Essen im Oberösch oder in der Christuskirche an und zahlen für den Essens-Bon 2,50 Euro. Weinreich: „Beim Essen selbst weiß dann niemand, wer dafür gezahlt hat und wer nicht.“

Rat und Hilfe: Kirchengemeinden und ihre diakonischen Partner sind vor Ort sehr aktiv. Sie unterhalten Wärmestuben für Obdachlose, Kleiderkammern und Tafeln zur Versorgung Bedürftiger mit Lebensmitteln und teilweise auch regelmäßigen Mahlzeiten. In der offenen Jugendarbeit mit der Zielrichtung, sozial benachteiligte Jugendliche zu unterstützen, haben viele Angebote ein klares diakonisches Profil. Auch mit dem Angebot zur Hausaufgabenhilfe wird vielen Kindern und Jugendlichen geholfen.

Der Dienst am Nächsten zum Selbstverständnis der Kirchengemeinden

Jesus lud Menschen zum Essen dazu, die sonst niemals dazugehört hätten, weil sie anderes waren, weil sie problematische Biographien hatten oder weil die Gesellschaft ihnen schlicht einen solchen Stempel aufgedrückt hatte. Jesus verhielt sich vielfach unkonventionell und mutig. Auf jeden Fall zugewandt, berührend und nahbar.

Seine Anhängerinnen und Anhänger nahmen diese Geschichten zum Vorbild. Bereits in den frühen Anfängen des Christentums gehörte der Dienst am Nächsten zum Selbstverständnis der Kirche. Im zweiten Jahrhundert wird von römischen Gemeinden berichtet, die in den Elendsvierteln Roms den Almosen unter den Ärmsten der Armen verteilten und deren Hilfesystem das einzige soziale Netz für alle diejenigen bot, die aus der Gesellschaft gefallen waren.

Diakonie

Auch heute ist es das Ziel der Diakonie, die Schwachen zu unterstützen und dem Glauben so einen Ort inmitten der Gesellschaft zu geben. Mit 76.500 Vollzeitstellen und 21.000 Ehrenamtlichen allein in Bayern stellt die Diakonie eine treibende Kraft im Sozialmarkt dar. Sie ist als Verband deutschlandweit professionell organisiert, bietet jungen Menschen Ausbildungsplätze in sozialen Berufen und sorgt durch ein breites Angebot an Fortbildungen für eine hohe professionelle Qualität.

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Zum Selbstverständnis evangelischer Gemeinden gehört bis heute, sich für Menschen einzusetzen, die Unterstützung und Nähe brauchen können. Nicht von oben herab oder gönnerhaft, sondern als Begleiterin und auf Augenhöhe. Die Herausforderungen sind dabei vielschichtig und komplex. Deshalb sind oft Expertinnen und Experten gefragt wie Familientherapeutinnen, Schuldnerberater, Medizinerinnen, Psychologen, Pflegerinnen und viele andere. Viele dieser Spezialangebote sind nicht mehr in den Kirchengemeinden, sondern in den Diakonischen Werken in den Dekanaten gebündelt, um in der Fläche möglichst viele diakonische Dienste anbieten zu können. Hier arbeiten die Diakonie und die Gemeinde vor Ort Hand in Hand.

Darüber hinaus setzen die Ortsgemeinden aber auch eigene Akzente. Ob in Form von Besuchsdiensten, die ältere Menschen zu Hause besuchen, oder Diakonie-Diakone, die in der Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten ansprechbar sind, oder Pflegedienste, die vor Ort wirken.

Und nicht zuletzt die vielen Gemeindeglieder selber, die auf vielfältige Weise als Christinnen und Christen Menschen nahbar sind mit Rat und Hilfe, Zuspruch oder Gebet.

22.06.2021
ELKB

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